Ein rundum gelungener DIGAB-Kongress in Kassel

Vom 23. bis 25. Mai 2019 hatte die Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V. nach Kassel zu ihrem 27. Jahreskongress, zusammen mit dem 14. Beatmungssymposium der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., eingeladen. Rund 700 Teilnehmer*innen und 52 ausstellende Firmen haben den Kongress besucht und eine rundum gelungene und interessante Veranstaltung erlebt.

An drei Kongresstagen ging es um die Behandlung und Betreuung von Menschen mit Beatmung. Diese anspruchsvolle Versorgung gelingt nur, wenn Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen, Pflegende und Therapeut*innen verschiedener Fachrichtungen, Vertreter*innen der Medizintechnik, der Leistungsträger und des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Angehörigen miteinander kooperieren. „Dass uns das optimale interdisziplinäre Zusammenwirken bei der Behandlung und Betreuung von Menschen mit Beatmung eine Herzensangelegenheit ist, kann man schon daran erkennen, dass sich eine Dreifachspitze aus den Feldern Pneumologie und Paraplegiologie die Kongresspräsidentschaft teilte und das Prinzip vorlebte“, so das Kongresspräsidententeam. Zu ihm gehörten Dr. Marion Saur, Zentrum für Tetra- und Paraplegie, Orthopädische Klinik Hessisch Lichtenau gGmbH, PD Dr. Andreas Bastian, Marienkrankenhaus Kassel, Pneumologie/Intensivmedizin, und Dr. Wolfgang Körber, Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende gGmbH, Abt. Pneumologie, Beatmungsmedizin und Schlaflabor, Bovenden-Lenglern. Die Kongresspräsidenten hatten in Kooperation mit vielen Sektionssprecher*innen der DIGAB e.V. und Betroffenen den Kongress vorbereitet und ein vielseitiges und anspruchsvolles Programm konzipiert. Querschnittlähmung, Hygiene, Dysphagie, Sekretmanagement, Beatmung in schwierigen Fällen bis hin zum Lebensende, pneumologische Palliativmedizin, Pädiatrie, Organisation rund um die Beatmung aus Sicht eines Juristen, eines Intensivpflegediensts und des MDK, und Reisen mit Beatmung waren, um hier nur einige der Themen zu nennen, Gegenstand in Vorträgen und Diskussionsrunden. Die Betroffenen waren in die Planung des Kongresses stark mit einbezogen und bereicherten das Kongressprogramm mit Themen, die sie hautnah betreffen. Es ging nicht nur um das Persönliche Budget, die noch immer nicht für alle Betroffenen geltende Assistenz im Krankenhaus, sondern auch um den rechtsgültigen Ersatz einer Unterschrift von Menschen, die aufgrund einer Behinderung nicht schreiben können, und um Sexualbegleitung für Menschen mit Beatmung.

Außerklinische Intensivversorgung ist anspruchsvoll, bunt und vielseitig wie wohl kaum eine andere Versorgung, da so viele Professionen darin tätig sind. Auf keine Berufsgruppe kann verzichtet werden; jede stellt einen wichtigen Baustein in der Schaffung von Patientensicherheit und höchstmöglicher Lebensqualität dar. Genau dies spiegelte dieser Kongress wider. Auf Augenhöhe diskutierten, auch in Pro-Con-Formaten und Sprechstunden, sowie Versorger in Kliniken mit den Protagonist*innen im außerklinischen Bereich – gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Angehörigen. „Ein solches Programm zu konzipieren ist eine echte logistische Herausforderung, die aber auch großen Spaß macht“, sagt im Rückblick Dr. Marion Saur. Sie und die beiden Co-Kongresspräsidenten waren an den drei Kongresstagen nahezu rund um die Uhr unterwegs. Sie führten nicht nur Gespräche, sondern leiteten auch verschiedene Sessions. Genannt seien hier vor allem die Sessions mit den Freien Vorträge, zu denen sich die Vortragenden über die Einreichung von Abstracts qualifiziert hatten. Diese Sessions zeigten, wie „lebendig“ die Szene und wie groß das Engagement ist, die Lebensqualität der betroffenen Menschen zu verbessern und innovative Versorgungsmodelle zu entwickeln. Vier der Abstracts wurden beim Gesellschaftsabend im Renthof und Brüderkirche prämiert.

Eine besonders große Berufsgruppe in der außerklinischen Intensivversorgung sind die Pflegekräfte. Hier ist die DIGAB e.V. seit langem führend, indem sie Anbieter von Basis- und Expertenkursen zertifiziert und verschiedene, vom MDK geschätzte und anerkannte Curricula entwickelt hat. Die hohe Qualität der Aus-, Fort- und Weiterbildungen ist auch der guten Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen in der DIGAB geschuldet, die seit zwei Jahren während des ganzen Jahres in Sektionen kooperieren.

„Kongresse wie diese sind enorm wichtig“, sagt DIGAB-Präsident Dr. med. Martin Bachmann. „Sie sind jedoch auch Seismografen, die anzeigen, wie es um die außerklinische Intensivversorgung gerade bestellt ist. Ich beobachte seit mehreren Jahren, dass die Verdichtung der Arbeitsprozesse sowohl in den Kliniken als auch außerhalb immer mehr zunimmt. So habe ich aus Gesprächen erfahren, dass gerade Pflegekräfte, auf deren Teilnahme wir so großen Wert legen, keine Zeit und Möglichkeit mehr haben, einen dreitägigen Kongress zu besuchen. Vielfach sind ihre Arbeitgeber nicht mehr in der Lage, auf die so rar gesäten Fachkräfte beim Patienten zu verzichten, da der Ausfall für die Dauer des Kongresses eine Versorgungslücke bedeuten würde.“ Dies sind neue Fakten, über die sich der DIGAB-Vorstand bis zum nächsten Kongress Gedanken machen wird. Dass trotzdem so viele Teilnehmer*innen nach Kassel gekommen sind, ist ausgesprochen erfreulich. „Ich bin den Kongresspräsidenten, den Ausstellern und Sponsoren sowie Intercongress sehr dankbar, dass sie einen so hochkarätigen Kongress mit begleitender Fachausstellung ermöglicht haben.“

Bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V., die stets am Rande des Jahreskongresses stattfindet, gab es Neuwahlen. Gemäß der Vereinssatzung rückte Dr. med. Martin Bachmann, Pneumologisches Beatmungszentrum Asklepios Klinikum Harburg, Hamburg, zum Präsidenten auf, während Dr. med. Simone Rosseau, Brandenburger Lungen- und Beatmungszentrum Pneumologie und Beatmungsmedizin der Ernst von Bergmann Klinikgruppe Potsdam / Bad Belzig, nun Past-Präsidentin ist. In das Amt des Präsident-elect wurde Dr. med. Bernd Schucher, LungenClinic Großhansdorf, gewählt. Weiterhin gehört dem Geschäftsführenden Vorstand Schatzmeisterin Meike Grimm, Beatmungsmedizinische Dienstleistungen und Technik, Börgel GmbH, Limburg, an.

Der nächste DIGAB-Kongress findet in Hamburg vom 11. – 13. Juni 2020 statt. Mehr unter www.digab.de und www.digab-kongresse.de

 

 

Ein rundum gelungener DIGAB-Kongress in Kassel